Hier sind meine Tipps für eine der bekanntesten Zugstrecken der Welt! Wie ich unter anderem 80 Stunden Non-Stop von Moskau bis Irkutsk in der 3. Klasse überlebt habe:
Zuallererst: Das Visum für die Reise
Einmal mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren. Ein Traum von vielen, so auch von mir. Ich liebe lange Zugfahrten und für mich war während meiner Weltreise-Planung schnell klar, dass die Transsib ein Teil meiner Reise sein wird. Das war’s auch soweit mit der Planung. Ich kümmerte mich in Berlin noch um’s russische Visum und vergaß dann mehr oder weniger das ganze Vorhaben, bis ich in St. Petersburg – meinem ersten Ziel in Russland – ankam. Das russische Visum kannst du selbstständig bei der russischen Botschaft beantragen oder einfach ganz entspannt Hilfe einer Visa-Agentur annehmen. Ich entschied mich für die 2. Variante. Diese Variante kostet dann 10€ mehr, erspart aber einige Nerven (-zusammenbrüche).
Dies benötigst du für ein einfaches Touristenvisum, welches für 30 Tage Aufenthalt ausgestellt wird:
- Reisepass, mind. 6 Monate nach geplanter Ausreise gültig
- Passfoto (3,5 x 4,5 cm)
- Rückkehr-Einwilligungsnachweis (dies kann Arbeits- oder Verdienstbescheinigung, Immatrikulations-Bescheinigung, Gewerbeanmeldung, Kontoauszug, Grundbuchauszug etc. sein)
- Reisekrankenversicherung mit speziellem Hinweis, dass diese auch in Russland greift, sowie mind 30.000 € Deckungssumme
Ohne VISA-Agentur muss man sich dann noch um eine Einladung sowie den Visumsantrag kümmern!
Tickets und Route für die Transsibirische Eisenbahn
Von St. Petersburg aus buchte ich über die Russian Railways App (geht auch über rzd.ru) mein Ticket ganz bequem online, vorerst nur bis Moskau. Ich sollte also schonmal einen kleinen Vorgeschmack bekommen auf das Zugfahren in Russland. Noch im 4-er Abteil und nur 11 Stunden über Nacht. So weit, so gut. Angekommen in Moskau kümmerte ich mich dann um mein weiteres Ticket. Es ist also alles spontan machbar, selbst in der Hauptreisezeit wie bei mir im Juni.
Lediglich die Ticketpreise können so kurz vorher etwas teurer sein. Wenn es dir also möglich ist früh zu planen, würde ich empfehlen die Tickets schon vorher zu buchen. Ab 90 Tage vorher sind diese online erhältlich. Deine Online Tickets brauchst du nicht auszudrucken, digital reicht vollkommen. Alternativ kannst du auch zum Schalter gehen.
Apropos Hauptreisezeit: Im Sommer ist es überall schön warm. Im Winter hat man wiederum andere Vorteile: Der Baikalsee ist z. B. zugefroren und wird zur Straße umfunktioniert, die auch LKW’s nutzen. Wenn man Kälte, Schnee und den Winter generell mag, ist das sicher atemberaubend. Man sollte aber gut gerüstet sein, denn es wird schnell mal bis zu minus 30 Grad Celsius. Aber so stellt man sich Sibirien ja auch eigentlich vor, oder? Die Bahn an sich ist übrigens beheizt.
Die Strecke der transsibirischen Eisenbahn führt ursprünglich von Moskau nach Wladiwostok. Es gibt aber eine Abzweigung, die dann über die Mongolei auch nach Peking führt. Mein Transsib- Abenteuer führte mich bis in die Mongolei. Man kann beliebig viele Stopps machen, die Tickets müssen jedoch einzeln von Ort zu Ort gebucht werden.
Es gibt also kein „Hop-On Hop-Off“ Ticket. Umso mehr Stopps du einlegst, umso teurer wird die gesamte Reise. Da ich Bahnfahren liebe und das Leben im Zug kennenlernen wollte, entschied ich mich für einen sehr langen Trip: Von Moskau nach Irkutsk, dem Ausgangspunkt für Ausflüge zum Baikalsee. Die Tickets für die Mongolei und China kann man bei Russian Railways nicht buchen!
Wenn du schon vorher alles fertig geplant haben möchtest, gibt es auch diverse Anbieter in Deutschland, die dir jegliche Zugtickets von Russland bis China im Vorfeld buchen.
Es wird zwischen drei Klassen unterschieden. Die erste Klasse, spalny wagon, hier teilst du dir bloß mit einem weiteren Menschen ein Abteil. In der zweiten Klasse, Kupe, schon mit drei weiteren Menschen. In der dritten Klasse, Platzkartny, mit 53 weiteren Menschen. Ich muss nicht extra erwähnen, dass ich mich für die trubeligste entschieden habe, oder? Adventure awaits!
Die nächste Frage ist die Bettenwahl. Ich hab mich für die obere Liege entschieden, zwar etwas schwer hoch- und runterzukrakseln, dafür kann man sich tagsüber aber auch mal nach oben verziehen, ein Mittagsschläfchen machen oder die Ruhe genießen. Die unteren Liegen werden tagsüber zur Bank umgewandelt. Matratze und Kopfkissen liegen bereit, Laken, die passenden Bezüge, sowie ein kleines Handtuch bekommst du dann fein säuberlich verpackt von der Zugbegleiterin. Die Liege ist erstaunlich bequem und ich konnte auf ihr super schlafen. Für größere Menschen könnte es allerdings so enden, dass die Füße raus baumeln.
Proviant für 80 Stunden Zugfahrt
Ein „Healthy Lifestyle“ ist vielleicht am ersten Tag im Zug noch drin, jedoch frisches Obst und Gemüse gleich für vier Tage mit dabei zu haben wird etwas schwieriger. Mit einem großen Beutel voller Gurken, Tomaten, Bananen (zermatscht, bevor ich den Zug betrat), Haferflocken, Tütennudeln und Instantkaffee ging es für mich los zum Bahnhof in Moskau. Diese Nudeln sind so ziemlich das Grundnahrungsmittel im Zug! Alternativ dazu wird auch gerne dieser Fertig-Kartoffelbrei geschmaust. Ein paar Snacks für zwischendurch kann ich auch empfehlen und am besten nimmst du alles in teilbaren Mengen mit, es wird meist mit den Bettnachbarn zusammen gegessen, und Teilen ist ja immer schön.
Auch den Instantkaffee kann ich nur wärmstens empfehlen, er hat mir zumindest viele Freunde bereitet. In jedem Waggon gibt es stets heißes Wasser zur Verfügung, um die Instantgerichte oder Heißgetränke zuzubereiten. Außerdem kann man Nudeln, Snacks und Wasser auch bei der Zugbegleiterin kaufen, die jedoch etwas teurer sind als im Supermarkt. Ebenso auf den Bahnhöfen gibt es kleine Imbisse, die das selbe Sortiment verkaufen. Ab und an gibt es noch Damen, die selbstgemachte Snacks verkaufen; allerdings scheint die Tendenz abnehmend zu sein, denn ich habe kaum welche gesehen.
Teilweise hält der Zug auch mal so lange, dass man zum nächsten Supermarkt gehen kann. Halte dich einfach an die Einheimischen, ich wurde in Sibiriens Hauptstadt Novosibirsk auch von einem Mitreisendem mitgenommen, der mir schnell den nächstgelegenen Supermarkt zeigte. Es gibt natürlich auch immer einen Speisewagen in der Transsib. Da ich aber dort nie war, kann ich auch nichts zum Preis-Leistungsverhältnis sagen.
Das gehört in dein „Handgepäck“
Du kannst natürlich dein großes Gepäck dabei haben, das verstaut man allerdings unter der unteren Liege, wodurch es nicht so gut erreichbar ist. Daher empfehle ich das Wichtigste einfach in einen Daypack zu packen, den du auch mit auf deine Liege nehmen kannst.
- Thermosflasche – ich hab eine sehr breite, daraus kann ich auch wunderbar essen, während ich im Deckel meinem Café habe.
- Löffel und/oder Gabel
- Taschenmesser
- Wechselklamotten – und zwar gemütliche!
- Latschen/Flip-Flops
- Hygieneartikel inkl. Händedesinfektion
- Schlafmaske
- Ohrstöpsel – man weiß ja nie, welche Schnarchnase man mit im Waggon hat
- Powerbank – Achtung: Es gibt nur 2 Steckdosen in den Gängen!
- Buch/Tagebuch/Hörspiele/Kartenspiel etc.
- Fotos von Familie/Freunden/Heimatstadt – die Einheimischen lieben das!
- Ein Bilder-Wörterbuch, z. B. von Icoon. Es ist recht schwer, englisch sprechende Russen zu finden (so meine Erfahrung) und solch ein Wörterbuch bringt viel Spaß und vereinfacht die Kommunikation
- Bauchtasche, wo du z. B. Wertsachen wie dein Handy, deinen Pass, dein Geld etc. verstauen kannst und körpernah bei dir trägst
Über das Leben im Zug
Zuallererst: Die russischen Züge sind sehr pünktlich! Und auch lang; schau also, dass du rechtzeitig am Bahnhof bist und nicht (wie ich) rennen musst. Mittlerweile stehen auch die Uhrzeiten der jeweiligen Zeitzone auf deinem Ticket. Bis vor kurzem war es immer in der Moskauer Zeit angegeben, was teilweise etwas verwirrend sein konnte.
In der dritten Klasse wirst du nur vereinzelt Touristen treffen. Ich war im gesamten Waggon die einzige Nicht-Russin und das war wunderbar. Ich wurde von meinen Mitreisenden sehr lieb aufgenommen, auch wenn bloß einige Wörter Englisch verstanden und gesprochen wurden.
Sicher gefühlt habe ich mich die gesamte Zeit über. Sie passten auf, dass ich genug esse, dass ich rechtzeitig in den Zug zurückspringe und waren alle sehr interessiert an mir und meiner Reise. Morgens wurde zusammen gefrühstückt, dann geplaudert, ein kleines Mittagsschläfchen gehalten, wieder gegessen… die Zeit vergeht ganz gut, mir wurde nicht einmal langweilig. Die Zeit kann man sich natürlich auch wunderbar mit Hörspielen und/oder Büchern vertreiben, gerade wenn man mal etwas Ruhe braucht. Man kann auch guten Gewissens stundenlang aus dem Fenster schauen und die unendliche Weite Russlands auf sich wirken lassen.
Duschen gibt es übrigens nicht. Die Toiletten sind… naja, übliche Zugtoiletten halt. Zum Frischmachen und Zähneputzen reicht es.
Bevor man sein Ziel erreicht, zieht man sein Bett wieder ab und übergibt alles der Zugbegleiterin. Die Transsib ist wirklich ein wunderbares Abenteuer um Russland zu entdecken. Von der Hauptstadt über die „Grenze“ Europas und Asiens bis nach Sibirien bzw. noch weiter in die wunderbare Mongolei und nach China. Für mich steht bereits fest: Ich mach’s nochmal, diesmal dann aber im Winter!
Eine Berliner Göre, mit großer Klappe und viel Herz erfüllt sich die gelernte Ergotherapeutin derzeit ihren großen Traum und reist allein kreuz und quer um die Welt. Und das am liebsten per Bus und Bahn und über Couchsurfing. Ihr Motto „lass dich nicht unterkriegen – sei frech, wild und wunderbar“ (A. Lindgren) lebt sie sowohl zuhause als auch unterwegs. Ein Lieblingsland? Das gibt es nicht, das Herz schlägt natürlich (!) für die Heimatstadt Berlin, jedoch fühlt sie sich auch anderswo auf der Welt sehr schnell zuhause, besonders wenn sie sich mit einem Glas Wein in der Hand oder an einem Streetfood-Stand wiederfindet 🙂 Instagram: @juu.lieeeee
4 Kommentare
Hallo liebe Julie
danke für deinen schönen Bericht über deine Reise mit der Transibirischen. Ich bin eben gerade auch dabei eine Reise zu planen, bin mir aber noch nicht ganz sicher, ob es zeitlich reicht (bin natürlich wiedermal sehr spät mit Planung drin.) 😉
Jetzt meine Frage an dich: Du erwähnst nur so nebenbei die Prozedur mit dem Visum, ich lese sonst aber überall (und habe auch schon mit einer Reiseagentur geredet), dass die Beantragungen lange dauern und für Russland so ziemlich der ganze Ablauf (exakte Ein- und Ausreise, Buchungsbestätigungen für alle Nächte, Versicherungsnachweis und Kontoauszug oder Arbeitgeberbestätigung) angegeben werden muss. Hattest du da keine Probleme bzw. wie hast du das gemacht? Hast du die Visas (auch für Mongolei und evtl. China) selber beantragt?
Ich danke dir schon im Voraus für deine Rückmeldung und wünsche dir noch einen schönen Sonntag.
Liebe Grüsse aus der Schweiz, Karin
Liebe Karin, leider erst jetzt die Antwort. Ich habe mein Visum schon vorab in Berlin über eine Agentur beantragt.. dann war das gar nicht kompliziert. Das hab ich auch schon einige Monate zuvor gemacht und konnte quasi ein Wunschdatum einreichen für die frühste Einreise, ich benötigte dort keine Ein- oder Ausreisetickets und auch keine Buchungsbestätigungen. Die anderen von dir aufgezählten Nachweise brauchst du allerdings auch wenn du über die Agentur gehst. Du sparst dir aber das komplizierte Ausfüllen des Visa Antrags..
Für die Mongolei haben wir Deutschen es etwas leichter als ihr Schweizer, wir kriegen es on-arrival.
China war etwas komplizierter, da ich nicht abschätzen konnte wann ich in China einreisen werde habe ich es versucht in der Mongolei bei der chinesischen Botschaft zu beantragen.. Hat in meinem Fall leider nicht geklappt durch unerwünschte vorherige Reiseziele 😉 Mit mir waren aber viele andere Touristen auf der Botschaft die alle ihr China-Visum ausgestellt bekommen haben. Aber auch hier sind die Visa Kriterien extrem streng, Ein- und Ausreisetickets, einen genauen Plan wann du wo sein wirst mit Buchungsbestätigungen etc.
Ich hoffe ich konnte dir ncih etwas helfen.
Liebe Grüße
Ein toller Reisebericht, mit vielen praktischen Tipps!
Die dritte Klasse kann ich in Russland wärmstens empfehlen, vor allem für alleinreisende Frauen! Da fühlt man sich einfach am sichersten und auf keinen Fall einsam. Ein Platz oben kann tagsüber tatsächlich sehr nützlich sein. Ich empfehle die Plätze immer mittig im Wagon zu buchen – man ist weit entfernt von den Toileten, was sehr von Vorteil sein kann.
Bei zwei mitreisenden Personen empfehle ich immer die 1x oben und 1x unten Konstellation, obwohl die meisten zuerst an 2x unten als die optimale Option denken. Nein! Es ist wirklich falsch, weil ihr dann den einen Platz tagsüber den beiden Passagieren von oben zur Verfügung stellen musst – das gehört zu den guten Sitten und Bräuchen der Transsib!
Falls ihr euch Fotos und das Wagonschema ansehen wollt oder weitere Infos benötigt, findet ihr sie unter https://transsibirische-eisenbahn.eu/tickets/3-klasse/
Liebe Maja,
vielen Dank für die Tipps! 🙂
Viele Grüße
Ute