Wieso, wie lange, wohin? Heute erzähle ich von meiner Erfahrung, das erste Mal allein zu verreisen: wie ich mich dabei gefühlt habe und warum ich mich dazu entschlossen habe, keinen meiner Liebsten mitzunehmen!
Da saß ich nun. Vor meinen Laptop, der Mauszeiger schon auf dem Button „Buchen“ . Kurzes Zögern… will ich das wirklich? Ja! Ich will. Wie das Leben manchmal so spielt, ging ein halbes Jahr vorher eine Beziehung in die Brüche und die geplanten Urlaube fielen somit auch ins Wasser. Und ich musste raus. Raus aus dem Alltag, weg von den Erinnerungen, weg von Jedem und Allem. Ich wollte irgendwohin, wo keiner irgendwas weiß.
Ich wusste, ich brauche Zeit für mich. Ich musste mich um mich selbst kümmern und lernen zufrieden mit mir allein zu sein. Wie gut, dass ich noch zwei Wochen Urlaub hatte. Und da ich ein großer Sex and the City Fan bin, war es auch ziemlich schnell klar, wohin es gehen sollte.
„Single and fabulous!“
– Carrie Bradshaw in Sex and the City
New York. Wenn das nicht die Stadt der glücklichen Mädels ist, weiß ich’s auch nicht: Shopping, Cocktails, Parks und noch mehr Shopping! Das mich noch viel mehr Schönes erwartet, sollte mir vorerst noch verborgen bleiben.
Nach einigen Wochen geduldigem Beantworten der Fragen „Wie alleine? … Warum?!“ war es endlich soweit. Los geht’s, mit einem Koffer bewaffnet, zu meiner ersten Couchsurfing-Erfahrung: Kai in Manhattan. Klar war ich aufgeregt, alles war irgendwie so ungewiss. Was sollte ich den ganzen Tag machen, so allein in einer unbekannten und riesigen Stadt? Aber Kai nahm mir dieses Gefühl schnell ab.
Besser hätte ich es nicht antreffen können: das Sofa war gemütlich, Kai super entspannt und das Rooftop des Gebäudes ein Traum! Dort gab es gleich erstmal ein Cupcake-Frühstück – Balsam für die Seele kombiniert mit ein paar Tipps, was es so anzuschauen gibt. Couchsurfing ist eine wunderbare Möglichkeit alleine zu reisen und doch selten allein zu sein und vorallem .. sich nicht einsam zu fühlen. Mehr Tipps dazu findest du in meinem Artikel über Couchsurfing.
Von meinem neuen „Zuhause“ aus hatte ich die besten Möglichkeiten Manhattan zu entdecken. Große Pläne hatte ich nicht. Ich ließ mich durch die Stadt treiben, ließ mir die Frühlingssonne im Central Park ins Gesicht scheinen, schlenderte in meinem Tempo durch Museen, an den Schaufenstern der vielen tollen Luxusmarken vorbei… und ja, manchmal kam ich mir tatsächlich vor wie Carrie!
Die größte Herausforderung am Alleinreisen war für mich das Essen gehen und allein im Café sitzen. Und ja, es ist anfangs ein komisches Gefühl. Aber das geht vorbei. Ein kleiner Tipp: nimm dir anfangs eine Zeitung, ein Buch oder deinen Laptop mit. Und ich verspreche dir, keiner schaut dich komisch an, wenn du allein bist. Das ist bloß in deinem Kopf und reine Gewöhnungssache.
Mittlerweile freue ich mich schon richtig auf einen Café-/Restaurantbesuch – so ganz für mich. Ich kann Leute beobachten und meinen Kaffee oder manchmal auch ein Gläschen Wein ganz in Ruhe genießen. Eines Abends entschied ich mich sogar zu einer Comedy-Show zu gehen. Was soll ich sagen… den Stress, den ich mir vorher machte, war schnell vergessen.
Aber was macht man, wenn man mal nicht allein sein möchte während der Solo-Reise?
Da ich ein großer Fan von Flohmärkten und kleinen individuellen Geschäften bin, zog es mich nach ein paar Tagen schon rüber nach Brooklyn. Dort zog ich in ein Hostel, was super ist, um neue Bekanntschaften zu knüpfen! Trau‘ dich andere anzusprechen, morgens beim Frühstück oder abends beim Bier. Du wirst sehen, du bist nicht die einzige Alleinreisende. Für mich war das anfangs gar nicht so einfach, auch wenn jetzt einige – die mich kennen – wahrscheinlich lachen werden, denn ich bin eher schüchtern. Aber auch das ist alles Übung! Mittlerweile ist es für mich absolut normal, ein Gespräch mit einem wildfremden Menschen anzufangen.
Da ich aber die Gesellschaft von Locals meist noch ein wenig vorziehe, hier ein weiterer Tipp: Couchsurfing-Hangout. Darüber lernte ich Miguel kennen, aß die besten Mac‘n Cheese ganz NY (behaupte ich jetzt einfach mal), hatte einen wunderbar lustigen Abend und am Ende eine große Liste mit Insider-Tipps für Brooklyn!
Des Weiteren entschloss ich mich dazu, das bisher Touristischste zu tun, was ich jemals tat: Ich buchte eine City-Tour. Natürlich nicht irgendeine… nein, es sollte die Sex and the City-Tour sein! Und, wie erwartet gab es da eine ganze Handvoll alleinreisender Mädels! Und wenn man nicht schon am ersten Stopp der Tour – dem Sexshop – ins Gespräch kommt, dann wahrscheinlich bei Carries Hauseingang um gegenseitig Fotos von sich zu schießen oder spätestens beim gemeinsamen Cosmopolitan trinken.
„The most exciting, challenging and significant relationship of all is the one you have with yourself.“
– Carrie Bradshaw in Sex and the City
Das Schönste und Befreiendste am Alleinreisen war das Schlendern durch die Straßen und über die Flohmärkte. Ich konnte mir so viel Zeit lassen wie ich wollte, Pausen machen und wenn ich wollte dreimal über den gleichen Markt gehen. Da war keiner, der nörgelte oder was anderes machen wollte. Herrlich! Ich setzte mich in einen Buchladen, lauschte der Live-Piano Musik und genoss das Alleinsein. Das war wahrscheinlich einer der Momente, in dem ich das Alleinreisen anfing zu lieben!
Zufrieden mit mir, zufrieden mit der Welt, zufrieden mit der Reise genoss ich dann meinen letzten Tag in Brooklyn und ließ die Reise nochmal Revue passieren. Anders als erwartet habe ich mich nie einsam gefühlt. Eher frei und glücklich! Ich ließ mir den Wind um die Nase wehen, schaute auf die Skyline Manhattans und träumte von den nächsten Reisen. Allein!
Und noch heute ziert der Ring vom Flohmarkt in Williamsburg meinen rechten Ringfinger und erinnert mich oft an meine erste Solo-Reise und all die schönen und aufregenden Erfahrungen, die neuen Bekanntschaften, all die kleinen Details der Stadt, die ich in Begleitung niemals entdeckt hätte.
Eine Berliner Göre, mit großer Klappe und viel Herz erfüllt sich die gelernte Ergotherapeutin derzeit ihren großen Traum und reist allein kreuz und quer um die Welt. Und das am liebsten per Bus und Bahn und über Couchsurfing. Ihr Motto „lass dich nicht unterkriegen – sei frech, wild und wunderbar“ (A. Lindgren) lebt sie sowohl zuhause als auch unterwegs. Ein Lieblingsland? Das gibt es nicht, das Herz schlägt natürlich (!) für die Heimatstadt Berlin, jedoch fühlt sie sich auch anderswo auf der Welt sehr schnell zuhause, besonders wenn sie sich mit einem Glas Wein in der Hand oder an einem Streetfood-Stand wiederfindet 🙂 Instagram: @juu.lieeeee