Als ich den Bahnsteig entlang laufe ist es unverkennbar, dass ich nicht die Einzige bin, die das kommende Wochenende in der Alpenrepublik verbringen wird. Mit Wanderstöcken und Rucksäcken ausstaffiert, scharren zahlreiche Outdooraktivisten unruhig mit ihren Wanderstiefeln beim Warten auf den ICE. Neugierig überlege ich, wer von denen die nächsten Tage tatsächlich im Hochgebirge verbringen wird, und wer – wie ich – einen Städtetrip in die heimliche Hauptstadt der Schweiz geplant hat.
Zürich entdecken – die Altstadt
Zwischen Paradeplatz und Hauptbahnhof: Nachdem ich am Abend zuvor spät am Hauptbahnhof angekommen war und keine der klassischen Touristenattraktionen gesehen habe, stürzen wir uns heute Morgen mitten ins Geschehen. Die Tram – also die Straßenbahn – bringt uns zum Paradeplatz. Um den Platz gruppieren sich nationale und internationale Bankenhäuser. Außerdem sind hier zahlreiche Luxusboutiquen und Juweliere vertreten. Folgt man der Bahnhofstraße nach Norden und damit Richtung Hauptbahnhof, werden diese von Geschäften für den kleineren Geldbeutel abgelöst.
Sehenswürdigkeiten zwischen Bahnhofstraße und Limmat: Durch die Augustinergasse, die durch die Flaggen an den Häusern gleich ins Auge fällt (s. Titelbild), vorbei an der Augustinerkirche und über den Rennweg kommt man zum Lindenhof. Vom Lindenhof, ein Platz der ca. 20 Meter über der Limmat liegt, hat man einen super Ausblick über den östlichen Teil der Altstadt, während der Fluss unten blau glitzernd Richtung Zürichsee strömt.
Weiter geht es ans Ufer der Limmat. Der Kontrast zur Bahnhofsstraße könnte kaum größer sein, die Schipfe genannte Gasse ist einer der idyllischsten Orte, die ich in Zürich gesehen habe.
Unterwegs kommt man an der Kirche St. Peter vorbei. Sie ziert das größte Ziffernblatt Europas, es ist sogar größer als das des Big Ben in London. Entlang der Limmat, vorbei am Stadthausquai, flaniert es sich wunderbar zum Bürkliplatz. Hier legen die Ausflugsschiffe ab. Traumhaft ist auch der Blick über den Zürichsee und die schneebedeckten Alpengipfel im Hintergrund.
Östlich der Limmat
Ein Spaziergang lohnt sich auch auf alle Fälle im östlich der Limmat gelegenen Altstadtviertel. Enge Gassen führen den Berg hinauf. Parallel zur Limmat verläuft die Niederdorfstraße. Hier kann man Einkaufen und Essen gehen. Direkt am Ufer der Limmat liegt das Rathaus.
Das Großmünster mit den zwei Türmen ist wohl das markanteste Wahrzeichen Zürichs. Der südlichere der beiden Türme kann über 187 Stufen erklommen werden. Die Rundumaussicht ist der Wahnsinn. Die vier Franken (ermäßigt: zwei Franken) sind das Geld definitiv wert.
Über den Bellevue-Platz, vorbei an der Oper, führt die Strandpromenade entlang des Zürichsees. Wir flanieren bis zum Zürichhorn, einem Stadtpark am Ufer des Zürichsees. Hier genießen wir ein kühles Bier und bestaunen anschließend die Skulpturen von Jean Tinguely.
Der Chinagarten – klein aber fein
Der Garten war ein Geschenk von Zürichs chinesischer Partnerstadt Kunming. Wichtig ist, dass ihr die Schwelle zum Garten und auch wieder hinaus nur mit dem rechten Bein zuerst übertreten dürft, sonst lauft ihr Gefahr von bösen Geistern heimgesucht zu werden. Aber auch im Chinagarten selbst habt ihr noch die ein oder andere Chance, die bösen Geister auszutricksen. So gibt es nur kurvige Wege, da Geister einem auf diesen nicht folgen können. Vor den Toren des Chinagartens – am Zürichhorn – könnt ihr dann eine Fähre besteigen, um zurück in die Innenstadt zu gelangen.
Ütliberg – Der Hausberg der Züricher
Was gibt es schöneres als an einem schönen Frühsommertag der Enge der Großstadt zu entfliehen? Nicht viel. Deshalb machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Ütliberg. Der Hausberg von Zürich ist gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden und so sind wir nach rund 20 Minuten Fahrzeit mit der S 10 oben angelangt. Zunächst genießen wir die Aussicht über die Stadt, den See und die Alpen und besteigen den Aussichtsturm, um noch ein bisschen weiter in die Ferne schauen zu können.
Anschließend wandern wir den Planetenweg entlang. Der Weg ist gut begehbar mit nur geringen Steigungen und wir sind bei weitem nicht die einzigen, die diesen herrlichen Sonntag für einen Ausflug hier oben nutzen. Es bieten sich uns wunderbare Ausblicke auf den Zürichsee und die umliegenden Alpen. Unser Ziel ist das Restaurant mit dem lustigen Namen Chnuschper-Hüsli. Mit viel Holz, Kerzen, Blumen und Kissen versprüht es einen gemütlichen Charme und lädt zum Verweilen ein.
Auf dem Rückweg nehmen wir die Adliswil Luftseilbahn, die ebenfalls Teil des öffentlichen Nahverkehrs ist und mit Fahrkarten des Zürcher Verkehrsverbundes genutzt werden kann. Unten bringt uns dann die Bahn wieder zurück ins Stadtzentrum.
Ausgehen in Zürich
Die Jules Verne Panorama Turmbar bietet abends bei günstiger Witterung bestimmt eine tolle Aussicht auf den Sternenhimmel. Als wir da waren, zog gerade ein Sommergewitter über die Stadt. Statt der Sterne bewunderten wir die Blitze, die über den Himmel zuckten, und die Dächer Zürichs in ein unheimliches Licht tauchten. Um in die Jules Verne Bar zu kommen, müsst ihr die Brasserie Lipp durchqueren und dann über den Aufzug ganz nach oben fahren. Die kleinen romantischen Tische sind entlang der durchgängigen Fensterfront aufgereiht. Je nachdem, wo gerade ein Platz frei ist, könnt ihr einen Blick ins Herzen von Zürich, über den Zürichsee oder auf die Alpen genießen.
Abschied von der Alpenrepublik
Morgens verabschiede ich mich von meiner Gastgeberin und Freundin. Bevor mein Zug nach Hause fährt, habe ich noch ein bisschen Zeit, die ich nutze, um noch einmal durch die schöne Innenstadt zu streifen. Ich lasse mich einfach treiben und genieße im Nieselregen die beinahe leeren Gassen.
Tief und dunkel ziehen regenschwere Wolken über grüne Wiesen und Felder. Eine Burg thront über der Szenerie. Die Wanderer sitzen mit geschlossenen Augen und schweren Beinen tief in die Sitze des ICE versunken und lassen wohl wie ich die Eindrücke der vergangenen Tage noch einmal auf sich wirken, während vor dem Fenster die Landschaft vorbeizieht.
Weitere Tipps für Zürich
- Anreise mit dem Zug: Zürich ist von Deutschland aus gut mit der Bahn zu erreichen. Ich habe mich für einen direkten ICE von Frankfurt aus entschieden. Der bringt mich in vier Stunden an mein Reiseziel.
- Transport vor Ort: Wie meistens, habe ich mich auch in Zürich mit dem ÖPNV und zu Fuß fortbewegt. Für 8,80 Schweizer Franken bekommt ihr bereits ein 24-Stunden-Ticket für den innerstädtischen Bereich, das auch tatsächlich 24 Stunden gültig ist. Damit lohnt es sich bereits ab zwei Fahrten (Einzelfahrkarten kosten 4,40 Schweizer Franken). Für Nachtbusse und Boote müssen 5 Franken Aufpreis pro Fahrt bezahlt werden.
- Unterkunft: Mit Übernachtungsmöglichkeiten in Zürich kann ich euch an dieser Stelle leider nicht weiterhelfen. Ich habe bei einer Freundin übernachtet, was meines Erachtens immer die beste Möglichkeit ist unterzukommen. Nicht nur wegen des Kostenvorteils, sondern vor allem weil man eine Stadt ganz anders kennenlernt. Häufig findet man sich in Stadtteilen wieder, die man sonst nie besucht hätte und bekommt so einen Einblick in Viertel abseits der Touristenpfade. Die Einheimischen kennen außerdem die besten Plätze, Restaurants und Geschäfte, die in keinem Reiseführer der Welt stehen. Aber das Beste ist die wertvolle Zeit, die man mit den Freunden verbringt!
- Geld sparen bei Getränken: In den unzähligen Brunnen der Stadt sprudelt, solange nicht anders angeschrieben, Trinkwasser.
Hey, ich bin Christine und entdecke gerne nahe wie ferne Reiseziele. Ich stamme aus der Pfalz - das ist auch mein erster Reisetipp 😉 - und bin große Schwedenliebhaberin. Wenn ich nicht unterwegs bin, entspanne ich gerne bei einem guten Buch.
2 Kommentare
Schön geschrieben, gute Tipps!
Aber die Strassenbahn heisst in Zürich Tram und höchstens in Basel Trämli.
Tramli kenne ich nicht und tönt in etwa gleich schrecklich wie Fränkli oder Züricher.
Hallo liebe Martina,
vielen Dank für den Hinweis – das ändern wir ganz schnell ab!
Liebe Grüße!!