Lamu Reisebericht in Kenia - Reiseblog Bravegirls

Kenia – Ein Wochenende auf der Insel Lamu

»Pole, Pole!«, heißt so viel wie langsam, langsam und begleitet dich in der Swahili sprechenden Kultur in Ostafrika von morgens bis abends. Seit ein paar Wochen war ich in Kenia unterwegs und konnte mir nicht vorstellen, dass es wirklich einen Ort geben sollte, wo der Pole, Pole Lifestyle noch mehr ausgelebt wird als im Rest des Landes. Doch dann kam ich nach Lamu.

Lamu ist eine kleine Insel mit nur 57 km², die weniger als einen Kilometer vom Festland entfernt liegt. Die größte Ortschaft ist Lamu Town, die gleichzeitig die Hauptstadt mit etwa 15.000 Einwohnern ist. Die Anreise kann mit dem Bus von Mombasa aus in einer Tagesreise bis zur Busstation Mokowe und anschließendem Übersetzen per Boot erfolgen.

Während ich eine Woche vorher noch in meiner Hängematte schwang und die Mittagspause in meinem Workaway in Mtwapa genoss, recherchierte ich meine weitere Reiseroute durch das Land. Immer wieder stieß ich dabei auf diese kleine Insel kurz vor Somalia, die aufgrund der ältesten Swahili-Kultur ein World-Unesco Heritage ist, die Bewohner dort statt mit Autos auf Eseln durch die Straßen düsen und… Stopp… Esel? Die Entscheidung war klar, da wollte ich hin.

Lamu Reisebericht in Kenia - Reiseblog Bravegirls1
Esel statt Auto heißt die Devise auf der Insel Lamu

Die anfängliche Euphorie wurde jedoch durch etliche Warnungen und Schwierigkeiten bei der Anreise getrübt. Nicht nur die Kenianer, denen ich meine Pläne mitteilte, waren nicht begeistert; auch das Auswärtige Amt spricht eine deutliche Warnung aus, Lamu zu bereisen. In der Vergangenheit kam es zu schweren Überfällen auf Touristen, vor allem auf Frauen, und die Nähe zu Somalia macht die Lage auch nicht besser. Nun gut, ich mache mir nicht allzu viel aus solchen Warnungen und möchte noch immer hin.

Von Mtwapa aus geht es jedoch erst einmal weiter in den Süden nach Mombasa, wo ich von einer jungen Familie via Couchsurfing gehostet werde. Wie das Leben so spielt, kommt die Mama gebürtig aus Lamu und ist von meiner Idee ganz angetan. Ich solle auf jeden Fall hin, es lohnt sich. Nur nicht den Bus nehmen, der wird zwar durch Militär begleitet, aber das sei wirklich zu gefährlich. Ich solle doch von Mombasa fliegen… Da ich auf meiner Reise gar nicht bzw. so wenig wie möglich fliegen wollte war das leider nicht die schönste Information.

Nach einigem Hin und Her und langem Überlegen entschied ich mich doch dazu… ich möchte nach Lamu. Afrika wäre schließlich nicht Afrika, wenn nicht auch immer ein bisschen Abenteuer dabei wäre. Meine Gastmutter ist begeistert und ruft sofort ihre beste Freundin an, wo ich die nächsten Tage unterkommen würde. Die beiden sind eine große Couchsurfing-Empfehlung! Mit beiden Frauen hatte ich einen wunderbaren Austausch über das kenianische Leben und die Unterschiede zu meinem Leben in Berlin.

Bootstour nach Lamu, Kenia - Reiseblog Bravegirls
Überfahrt mit dem Boot nach Lamu

Ich lasse meinen großen Backpack in Mombasa und begebe mich mit ein paar notwendigen Sachen zum Flughafen. Auf dem Weg dorthin wird meine Rickshaw angehalten und ich vom örtlichen Sheriff angemeckert, ich solle mich anschnallen. Wie bitte? In einer Rickshaw? Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, wann ich mich hier überhaupt das letzte Mal angeschnallt hab. Aber gut. Der Strafe entkomme ich gerade noch so, da der Polizist vermutet, dass ich gerade von meinem kenianischen Freund komme und diesen auch bald heiraten werde… Ich denke, diese Vorlage zur Notlüge war brilliant.

Flughafen Lamu - Reiseblog Bravegirls
Der kleine Flughafen Lamu Manda Airport

Nach der Sicherheitskontrolle geht’s gleich ins Flugzeug. Mombasas Flughafen ist klein, plane dort nicht zu viel Zeit ein. Rund 30 Minuten später rollen wir schon über die Landefläche des wohl süßesten Flughafens, den ich je gesehen habe. Um nach Lamu zu gelangen, muss man dann noch flott in ein Boot hüpfen, natürlich nicht ohne Rettungsweste! Das Boot ist fußläufig vom Flughafengebäude zu erreichen, folge einfach dem einzig möglichen Weg. Die Überfahrt dauert ca 10 Minuten und am anderen Ufer strahlt mir schon Scolah entgegen!

Spaziergang auf dem Markt - Bravegirls
Spaziergang auf dem Markt

Ich werde herzlichst begrüßt, nicht nur von ihr. Auch die anderen Inselbewohner, die am Hafen herumstehen, lächeln mir freundlich zu. Jambo, Jambo. Wir machen uns auf den Weg zu ihrer Wohnung. Couchsurfing in Afrika wäre auch nicht Couchsurfing in Afrika, wenn man nicht sofort etwas zu essen bekommt… heute gibt es Ugali, das traditionellste Gericht Ostafrikas. Eine Masse aus Maismehl, angerichtet mit Bohnen, Linsen, Fisch… der Kreativität sind wenig Grenzen gesetzt. Und dann beginnt das Lamu Abenteuer.

Besuch Lamu Island - Reiseblog Bravegirls
Fantastischer Ausblick auf Lamu Island

Die nächsten Tage verbringe ich damit, ins Museum zu gehen, um noch mehr über die Swahili Kultur zu erfahren. Ich schlendere durch die kleinen Gassen, werde begrüßt und angelächelt, vor allem, wenn ich meine kleinen, auswendig gelernten Swahili-Floskeln preisgebe. Ich verlaufe mich, finde wieder zurück und genieße die kenianischen Kochkünste: Mal als Streetfood, mal in super süßen Restaurants direkt am Wasser, mal bei Scolah und ihrer Schwester zu Hause. Toll!

Spaziergang durch Lamu Town - Reiseblog Bravegirls
Spaziergang durch Lamu Town

Ich lerne Kokosmilch selbst zu machen und diese für den leckeren Coconut-Rice mit Fish-Curry zu verwenden. Couchsurfing ist wunderbar. Und zwischendurch beobachte ich die Esel, die hier umherwandern, oder auch als Transportmittel genutzt werden. Ich schlendere über den Markt und esse die leckersten Mangos der Welt (bestimmt!).

Und all das ganz Pole, Pole! Ich weiß schon gar nicht mehr, was Stress ist. An der Seafront sind überall Bänke aufgestellt, sie dienen den Einheimischen einfach nur zum Dasitzen und Quatschen. Kann dir nur empfehlen dich dazu zu setzen. Jeden Abend wird die Kenianische Flagge für ca. 30 Sekunden gehisst. Dabei sind alle still. Ein schöner Moment.

Coconut-Rice selbst herstellen
Vorbereitungen für unser Fish Curry mit Coconut Ri e

Zum Singen und Tanzen komme ich auch noch, und zwar am Sonntag in der Kirche. Lamu ist zwar sehr muslimisch geprägt, Kenia aber an sich ja doch christlich. Also begebe auch ich mich zum 2 1/2-stündigen Gottesdienst. Trotz fehlender Sprachkenntnisse und eigentlich auch fehlender Liebe zur Kirche wird es dank der afrikanischen Lebensfreude ein doch recht großer Spaß. Nachmittags stehe ich auf dem Dach von Scolahs Haus und höre, während ich einen Fisch entschuppe, den Gebetssängen aus der Mosche zu.

Ich freue mich über das doch friedliche Zusammenleben der unterschiedlichen  Religionen hier, und das in einem Land, wo die Religion für die Menschen eine sehr große Rolle spielt.

Sonnenuntergang Insel Lamu - Reiseblog Bravegirls
Sonnenuntergang auf Lamu

Wenn es dich auch mal nach Lamu verschlägt und du noch ein kleines Highlight haben möchtest, nimm dir ein Boot auf die andere Seite. Zum Sonnenuntergang baden und der Blick auf die vielen Segelboote… unbeschreiblich schön! Die Fahrt ist zwar etwas schauklig, aber wir sind auch alle wohlbehalten angekommen. Nach zwei Tagen Lamu komme ich mir schon langsam selbst vor wie eine Einheimische. Ich laufe sehr langsam, begrüße jeden, teilweise sogar schon mit Namen. Nur mein eigener Esel, der fehlt mir noch.

Meine Reisetipps für die Insel Lamu

Deinen Rückflug kannst du auf der Insel ganz einfach direkt vor Ort buchen, in einem der vielen Booking Offices an der Seafront. Danach solltest du mindestens noch für einen Chai, den Milchtee, in das Café Umalila gehen, auch direkt an der Seafront. Genieße den Ausblick und die Ruhe, die Lamu ausstrahlt, bevor es wieder zurückgeht in die hektischen Städte Kenias. Zurück zum Flughafen kommst du wieder genauso wie du auch angereist bist, mit dem Boot. Folge dann wieder den anderen Reisenden per Fußweg zum Flughafen. Vielleicht kommst auch du in den Genuss der kleinen Airport-Lounge: Freiluft mit Blick auf die Start-/Landebahn der süßesten Insel, die ich jemals zu Gesicht bekam!

Auch diese Reise nach Lamu hat mir wieder gezeigt, dass man ein bisschen auf sich selbst hören sollte. Ich bin froh, all die Warnungen mehr oder weniger überhört und auf diejenigen gehört zu haben, die von Lamu geschwärmt haben. Ich habe mich nicht eine Sekunde unwohl gefühlt. Schlussendlich möchte ich noch sagen, dass eine fluglose Anreise grundsätzlich möglich ist. Ich habe auch jemanden kennengelernt, der mit dem Bus von Mombasa aus dorthin gereist ist und keine Probleme hatte. Ist aber auch keine Frau und sehr, sehr Afrika erfahren… und irgendwie auch grundsätzlich eher furchtlos.

Höre auf dein Gefühl und sei mutig, auch mal Gebiete zu bereisen, die nicht die typischsten für Touristen sind. Meistens lohnt es sich 🙂

 

1 Kommentar
  1. Danke für deine Eindrücke von Lamu. Ich war auch einmal drei Tage während einer Keniareise dort.
    Ich war auf Empfehlung bei einer einheimischen Familie untergebracht.Mich hatten auch die Esel
    angelockt.Am zweiten Tag lud mich meine Gastgeberin zu einem Tagesausflug auf ihrem Esel ein,
    er hatte auf jeder Seite einen Tragesitz sodass wir zu zweit rechts und links auf dem Tier saßen.So
    zeigte sie mir die Insel und der Esel schleppte uns tapfer durch die Gegend.Der Esel war offensichtlich
    harte Arbeit gewohnt und ließ es sich von uns sogar gefallen am Strand als Liegestuhl benutzt
    zu werden (im Tragesitz zurücklehnen und Beine über den Hals des Esels legen).Es war ein tolles
    Erlebnis.

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