Yoga im Allgäu - Erfahrungsbericht - Reiseblog Bravegirls

Kurze Auszeit – Yoga im Allgäu

Seit einiger Zeit mache ich Yoga. In der Winterzeit wollte ich mir eine kurze Yoga-Auszeit gönnen. Da ich nicht fliegen wollte, habe ich mich für das Angebot „Yoga Ferienwoche“ bei Yoga Vidya in Oy Mittelberg/Maria Rain im Allgäu (selbst bezahlt und initiiert) entschieden und möchte dir hier einen kleinen Einblick in diese Reise geben.

Bei Yoga Vidya geht es sehr spirituell zu. In vielen Fitnessstudios und Yogastudios stehen lediglich die Asanas – also die Körperstellungen – im Fokus. Bei Yoga Vidya ist das zwei Mal tägliche Yoga (also praktizieren der Asanas) ebenso wichtig wie Pranayama (Atemübungen), Meditation und Satsang (stille Meditation, Mantras chanten/singen (Kirtan), Lichterzeremonie (Arati) etc.). 

Übrigens: Der Yoga-Weg ist nach dem indischen Gelehrten Patanjali achtstufig. Die Asanas stehen dabei auf Stufe drei. Die siebte Stufe ist Dhyana (Meditation), die achte Samadhi (Erleuchtung). Die Asanas werden so gesehen dafür praktiziert, um in der Mediation still sitzen zu können. 

Yogareise ins Allgäu - Reiseblog Bravegirls
Großer Yoga-Raum (Lakshmi-Raum)

Das Yogahaus – oder auch der Ashram (in der altindischen Sprache Sanskrit „Ort der Anstrengung“, ein klosterähnliches Meditationszentrum) – liegt in Maria Rain im Allgäu auf etwa 960 Metern Höhe in wunderbarer Natur mit Blick auf die Zugspitze und andere Berge. Es gibt Wander- und Wintersportmöglichkeiten, Badeseen und die schöne kleine Wallfahrtskirche Maria Rain.

Die Natur und die zugeschneite Landschaften haben mich sofort begeistert. Ich kann mir sehr gut vorstellen, auch im Sommer wieder herzukommen, um neben Yoga mehr zu wandern und in den Badeseen zu schwimmen. 

Reise ins Allgäu - Landschaft - Reiseblog Bravegirls

Das Yogahaus ist ein ehemaliges Naturfreundehaus, das Einzel-, Doppel- und Mehrbettzimmer mit Dusche und WC bietet. Das Haus ist älter, die Zimmer sind einfach, genügen jedoch vollkommen. Es gibt außerdem mehrere Räume für Yoga und Meditation, die nach indischen Göttern benannt sind, und einen Speisesaal.

Packliste – Was muss mit?

Neben bequemen Yogasachen habe ich Handtücher und Bettwäsche mitgenommen. Möchtest du das nicht alles mitschleppen, kannst du die Sachen gegen Gebühr vor Ort ausleihen. Außerdem habe ich Hausschuhe, Wanderschuhe, Mütze, Schal und Handschuhe, Wärmflasche, Tee, Thermoskanne, Mandeln und Schokolade mitgenommen. Es gibt einen Wasserkocher für Gäste.

Tee musst du nicht zwingend mitnehmen, da es jeden Tag warmes Wasser und zwei verschiedene Tees gibt, die du dir auch abfüllen kannst. Über die Wärmflasche (kannst du auch gegen Gebühr ausleihen) war ich genauso froh wie um meine Fleece-Jacke, die ich mithatte, da die Yogaräume doch recht kalt waren – gerade bei der Schlussentspannung Savasana.

Nüsse und Schokolade würde ich ebenfalls wieder mitnehmen, da es nur zwei Mal täglich Essen gibt (um 11 und um 18 Uhr). Ein paar Mandeln zwischendurch tun gut – und Schoki auch 😉 Es gibt morgens ab 6:45 Uhr Tee und Obst, sodass niemand Hunger leiden muss. Und das vegetarisch-vegane Bio-Essen ist sehr lecker und sättigt.

Das Haus hat außerdem eine kleine Sauna, die du gegen Gebühr nutzen kannst. Saunatücher kannst du mitbringen oder ausleihen.

Ashram-Regeln

In den Yoga Vidya-Häusern wird nach Regeln gelebt, die auch in Ashrams in Indien typisch sind. Hinzu kommen Yoga Vidya’s eigene Regeln:

  • Achtsamer Umgang mit dem Körper, allen Lebewesen und der Natur
  • Verzicht auf Fleisch, Fisch, Eier, Kaffee, schwarzen und grünen Tee
  • Kein Alkohol, kein Tabak, keine Drogen
  • Nachtruhe: ab 22 Uhr Zimmerlautstärke, von 22:45 bis 7:30 Uhr herrscht absolute Nachtruhe. Während dieser Zeit wird geschwiegen – donnerstags wird bis nach dem Brunch um 12 Uhr geschwiegen. Im Speisesaal gibt es einen Schweigetisch, sodass du immer beim Essen schweigen kannst – wenn du das möchtest.
  • Handygebrauch ist in einigen Teilen der Ashrams nicht erwünscht. Der WLAN-Zugang für Gäste ist zeitlich limitiert.
  • Ökologie und Nachhaltigkeit sind wichtige Werte: Wenn möglich nur Öko-Waschmittel, Öko-Pflegemittel etc. verwenden und mitbringen.
  • Keine Parfüms und duftintensive Cremes etc. verwenden, um andere zum Beispiel beim Yoga nicht zu stören.
  • Die Nutzung von Fahrrädern, Bussen, Zügen sollte nach Möglichkeit vorgezogen werden.
Naturfreundehaus Yoga Allgäu - Reiseblog Bravegirls
Speisesaal

Karma Yoga

Gern gesehen ist außerdem, wenn Hausgäste aktiv Karma Yoga machen, also beispielsweise in der Küche helfen, ihr Bett selbst abziehen, ihr Zimmer vor der Abreise durch saugen und ihr Bad putzen.

Tagesablauf

Das Angebot der Yoga-Ferienwoche sah im Dezember 2018 so aus:

07:00 Uhr:  Satsang inklusive Meditation
08:15 Uhr:  Vortrag/Workshop
09:15 Uhr:  Yogastunde
11:00 Uhr:  Brunch
14:30 Uhr:  Ausflug/Spaziergang
16:30 Uhr:  Yogastunde
18:00 Uhr:  Abendessen
20:00 Uhr:  Satsang
21:10 Uhr:  Wechselndes Programm wie Lachyoga, Yoga Nidra etc.

Wir waren zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer in dieser Ferienwoche (neun Frauen, ein Mann). Einige hatten schon intensive Yogaerfahrung, andere waren Anfänger. Die Yogastunden wurden daher getrennt angeboten: für Anfänger und Mittelstufe. 

Vom Angebot der Ferienwoche konnte man nutzen, was man wollte. Wunsch des Hauses war, um Teil der spirituellen Gemeinschaft zu sein und die Hausschwingung sozusagen aufzunehmen, einmal am Tag am Yoga und einmal am Tag am Satsang teilzunehmen.

Das Programm der Yoga-Ferienwoche

Ich habe an den Mittelstufen-Stunden teilgenommen. Klassisch wird bei Yoga Vidya Hatha-Yoga unterrichtet. Hatha Yoga (Sanskrit für Kraft, Hartnäckigkeit, Unterdrückung) soll zum Gleichgewicht zwischen Körper und Geist durch Asanas, Pranayama und Meditation führen. Der Hatha-Yoga entstand zu Beginn des 2. Jahrtausend n. Chr.

Die klassischen Übungsreihen für Anfänger und die Mittelstufe sind die sogenannten Rishikesh-Reihen, die vom indischen Meister Swami Sivananda, der in Rishikesh wohnte, populär gemacht wurden. Die Mittelstufen-Grundreihe beginnt mit der Anfangsentspannung, gefolgt von Om und einem Mantra sowie Pranayama. Dann folgen sechs bis zwölf Runden Sonnengruß (Surya Namaskara) und Asanas wie Schulterstand, Vorwärtsbeuge, Kobra und das Dreieck.

Die Yogastunden wurden im Allgäu von verschiedenen Yogalehrerinnen und -lehrern unterrichtet, sodass die Grundreihe je nach Lehrer unterschiedlich variiert wurde. Gut fand ich, dass immer Alternativen gezeigt und viel korrigiert wurde. Zwei Mal wurden die Anfänger- und Mittelstufenkurse auch zusammengelegt und für alle Atemyoga und das ruhige Yin Yoga angeboten.

Neben uns Feriengästen haben außerdem die fest im Ashram lebenden Karma-Yogis und Sevakas, die gegen Kost und Logis einige Tage, Wochen oder Monate dort lebenden Mitarbeiter, und die Individualgäste an den Stunden teilgenommen. Die Stunden waren nie überbelegt und in den ersten paar Tagen waren wir manchmal nur zu neun oder zehn Leute in unserer Mittelstufen-Yogaklasse. Die Yogalehrer sagten allerdings, dass das Haus über Weihnachten ausgebucht sei und es dann richtig voll werden würde. Für mich war es so genau richtig.

Kosten

Die Yoga-Ferienwoche dauerte von Sonntagnachmittag bis Freitagmittag nach dem Bruch. Ich habe hierfür im Einzelzimmer 476 Euro bezahlt – inklusive Essen, ohne Anreise. Im Doppel- oder Mehrbettzimmer war es günstiger. Vor Ort wird dann noch eine Kurtaxe für Erwachsene pro Nacht von 1,40 Euro fällig. 

Ausflüge

In der Ferienwoche standen nachmittags verschiedene Ausflüge auf dem Programm. Dazu gehörten zum Beispiel ein Spaziergang in den Nachbarort Nesselwang, eine kurze Wanderung durch das schöne Wertachtal oder auch ein Ausflug zum Öl-Hersteller Primavera, der in Oy-Mittelberg seinen Sitz hat. Die Teilnahme war freiwillig, wer Lust hatte kam mit.

Yogawoche im Allgäu - Reiseblog Bravebird

Ein Nachmittag unserer Ferienwoche war frei, wodurch wir uns in einer kleinen Gruppe selbst auf den Weg nach Nesselwang gemacht haben und dort mit der Gondel auf die Albspitze gefahren sind. Dort haben wir auf einer Hütte nicht nur die atemberaubende Aussicht genossen, sondern auch Cappuccino und Kuchen.

Reise Allgäu mit Yoga - Reiseblog Bravegirls
Auf der Alpspitze auf etwa 1.500 Metern Höhe

Die Spaziergänge und kurzen Wanderungen waren für mich eine tolle Abwechslung zum Yoga. Ich habe die Natur und die kühle, frische Luft genossen. Nächstes Mal würde ich definitiv noch Badezeug einpacken, um mal noch in eine Therme oder ins Schwimmbad zu fahren. 

Kirche Maria Rain im Allgäu - Reiseblog Bravegirls
Kirche Maria Rain im Allgäu

Mein Fazit

Für mich war die Kombi aus Yoga und Natur super. Da ich eine Zeitlang in Indien und Sri Laka gelebt und dort Yoga praktiziert habe, war die spirituelle Ausrichtung für mich nicht ungewohnt. Das Mantra chanten hat mir Freude gemacht und mich entspannt und ruhig werden lassen. Andere Teilnehmer sagten, dass ihnen der Satsang am ersten Tag befremdlich vorgekommen sei, es ihnen jedoch mit der Zeit richtig gut gefallen habe.

Super fand ich außerdem, dass die Yogastunden von verschiedenen Lehrerinnen und Lehrern angeleitet wurde. Klar, der eine oder die eine liegt einem mal mehr und mal weniger. Aber so war es nie langweilig – trotz der festen Asana-Grundreihe.

Das Essen war sehr lecker. Es gab sowohl um 11 Uhr als auch um 18 Uhr eine Salatauswahl mit verschiedenen Nüssen und Dressings zur Auswahl, selbst gebackenes Brot, Reis, Hirse, Currys, Eintöpfe, gedünstetes Gemüse, frische Brotaufstriche, Hirsebrei usw. Die Auswahl war ausreichend und abwechslungsreich. Wer wollte, konnte in der Küche beim Schnippeln oder Abwaschen helfen (Stichwort: Karma Yoga).

Außerdem hat mir sehr gut gefallen, dass das Haus klein und die Teilnehmerzahl überschaubar war. Ich mag es nicht, Matte an Matte zu liegen. Ich mag es lieber klein und familiär. Durch die Teilnahme an der Ferienwoche war es einfach, mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen. Wer Ruhe brauchte oder schweigen wollte, hat sich zurückgezogen. Wer Anschluss wollte, hatte diesen. Die Sevakas und Mithelfer empfand ich meist als zugänglich und offen, ein paar waren sehr verschlossen und wollten nicht wirklich Kontakt mit den Gästen.

Mein Fazit ist positiv, mir hat die Zeit im Ashram gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, wieder nach Maria Rain zu fahren.

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