Die Azoren sind für viele eine Traumdestination und ich habe dieses Naturparadies vor kurzem besucht. Was man dort erleben kann und wieso ich mich in die Azoren verliebt habe, möchte ich Dir in diesem Artikel erzählen.
Die älteste Teeplantage Europas
Auf São Miguel liegt die einzige Teeplantage Europas: Chá Gorreana, die einen Besuch wirklich wert ist. Bei einer Rundwanderung (ca. 3,4 km) durch die sattgrünen Felder der Plantage, kann man die ArbeiterInnen bei der Ernte beobachten oder den süßen Ziegen zusehen, wie sie die letzten Teeblätter abknabbern.
Am Ende kann man auch die Fabrik besuchen und sehen, wie der duftende Tee produziert wird. Natürlich gibt es auch eine Kostprobe und einen Shop, indem man sich die unterschiedlichen Teesorten für zu Hause kaufen kann. Das Tolle daran ist, dass sowohl der Besuch der Teefelder, als auch der Besuch der Fabrik kostenlos ist (Stand April 2018).
Whale Watching
Früher war die Inselgruppe im Atlantik ein wichtiger Ausgangspunkt für Walfänger. Der Walfang wurde vor mittlerweile über 30 Jahren jedoch verboten. Nun boomt hierzulande der Meeres-Tourismus.
Auf den Azoren können bis zu 24 verschiedene Walarten und einige Delfinarten beobachtet werden. Einige der Tiere (Gemeine Delfine, Große Tümmler) befinden sich permanent in den Gewässern rund um die Azoren, andere ziehen bei ihren Wanderungen immer wieder an den Inseln vorbei. So gibt es je nach Jahreszeit andere Meerestiere zu entdecken. Grundsätzlich können das ganze Jahr über Delfine und Wale auf den Azoren gesichtet werden.
Tiere in freier Wildbahn zu beobachten, bedarf meiner Meinung nach immer einer gewissen Vorsicht und Rücksichtnahme, denn immerhin bewegen wir uns in den Lebensraum und das Zuhause der Tiere und sind dort nur Gäste. Ich nehme generell an keinen Aktivitäten teil, bei denen ich mir nicht sicher bin, dass das Wohl des Tieres im Mittelpunkt steht. Beim Whale Watching auf São Miguel hatte ich aber einen sehr guten Eindruck.
Ich habe die Tour mit Terra Azul (in Vila Franca do Campo) gemacht und war begeistert mit welcher Leidenschaft die ForscherInnen und AssistentInnen uns alles über die Tiere erzählten und geduldig jede Frage beantworteten. Auch seitens der Organisation wurde mehrmals erwähnt, wie wir uns als Gäste zu verhalten haben und dass versucht wird möglichst wenig Spuren im Lebensraum der Tiere zu hinterlassen und die Tiere nicht zu stören und diesen Eindruck hatte ich auch auf der gesamten Tour.
Und: Wir hatten Glück und konnten zwei Finnwale beobachten! Ein echt unvergessliches, wunderschönes Erlebnis!
Meine Tipps:
- Eine Whale-Watching-Tour kann seekrank machen. Leider ist es auch mir passiert, obwohl ich sonst nicht sehr empfindlich bin. Keine Angst, die MitarbeiterInnen haben allerlei Tipps und Tricks auf Lager, um die Übelkeit zu lindern. Solltest Du im Vorhinein schon wissen, dass Du leicht seekrank wirst, informiere Dich vor der Reise bei Deinem/r Arzt/Ärztin, ob du Medikamente dagegen einnehmen darfst.
- Plane die Tour am Anfang Deiner Reise ein. Das Wetter auf den Azoren ist sehr unbeständig und es passiert oft, dass die Tour verschoben werden muss, wenn der Wellengang zu hoch und der Wind zu stark ist. Wenn Du die Tour also am Anfang der Reise planst, hast Du noch genug Spielraum nach hinten, sollte es am gewünschten Termin schlechtes Wetter geben.
Furnas
Furnas ist ein Kurort auf Sao Miguel, der bekannt ist für seine heißen Quellen, Fumarolen und den Eintopf Cozido das Furnas. Bevor man in die Stadt fährt, sollte man einen Stopp am Aussichtspunkt Pico do Ferro machen, denn von hier aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf den See Lagoa das Furnas.
Danach empfiehlt sich die Wanderung um den See. Beim Rundweg kommt man auch an den berühmten Caldeiras am Ufer vorbei. Hier kann man beobachten wie das traditionelle Gericht Cozido das Furnas durch vulkanische Hitze unter der Erde gegart wird. In diesem Schmortopf befinden sich die unterschiedlichsten Zutaten, wie zum Beispiel Fisch, Fleisch, Gemüse und Kartoffeln. Natürlich habe auch ich mir das nicht entgehen lassen und eine vegane Cozida das Furnas gegessen.
Ein weiteres Highlight in Furnas sind die heißen Quellen, in denen man baden kann. Die meisten Urlauber zieht es in den Park Terra Nostra. Auf Anraten meiner Gastgeber, habe ich mich aber für die kleinere Anlage Poca da Dona Beija entschieden. Hier gibt es fünf wunderschön angelegte Pools und man kann bis spät in die Nacht das warme Wasser genießen.
Tipps:
- Cozida das Furnas muss in den meisten Restaurants vorbestellt werden. Oft wird der Eintopf für mindestens zwei, manchmal sogar für mindestens vier Personen zubereitet. Es ist also gut, wenn man sich im Vorhinein informiert und sich gegebenenfalls mit anderen Reisenden zum Essen verabredet. Mein Tipp für VegetarierInnen und VeganerInnen ist das Lokal Caldeiras & Vulcoes. Hier gibt’s leckere vegane Cozida!
- Wenn Du in den heißen Quellen in Furnas baden möchtest, trage keine helle Badekleidung. Das schwefelhaltige Wasser verfärbt Kleidung und sogar Haut (kurzzeitig) rot-bräunlich. Weiters solltest Du aufpassen, dass Du auf den rutschigen Holzböden nicht hinfällst und Dich verletzt. Meiner Meinung nach, sind Badeschuhe wirklich ratsam.
Da es sich, wie gesagt, um schwefelhaltiges Wasser handelt, riecht es im ganzen Ort dementsprechend nach faulen Eiern, was anfänglich etwas gewöhnungsbedürftig sein kann.
Miradouro da Vista do Rei
Von diesem Aussichtspunkt hat man einen wunderbaren Ausblick auf die beiden Kraterseen Lagoa Verde und Lagoa Azul, die wie ihre Namen bereits verraten grün und blau erscheinen. Der Legende nach entstanden die Seen durch eine verbotene Liebe. Ein Schafhirte und eine Prinzessin sollen sich der Geschichte nach heimlich ineinander verliebt haben.
Da ihre Liebe aber vom König verboten wurde, trafen sie sich ein letztes Mal und weinten bitterlich. Aus den grünen Augen des Hirten fielen grüne Tränen und aus den blauen Augen der Prinzessin flossen blaue Tränen und die vielen Tränen formten die beiden Seen. Die unterschiedlichen Farben der beiden Seen entstehen in Wahrheit natürlich durch Reflexion, dennoch ist es eine schöne Legende, finde ich.
Da die Aussicht hier oben so spektakulär ist, wurde in den 1980ern direkt am Aussichtspunkt ein großes 5-Sterne-Hotel eröffnet. Leider blieb der große Erfolg aus, denn an den meisten Tagen gibt es hier oben nichts zu sehen außer Nebel. Das Hotel wurde geschlossen und steht seitdem leer. Heute ist das verlassene Monte Palace ein Ziel für jeden Urban Explorer. Viele behaupten ja, dass es nirgends eine schönere Aussicht gibt, als vom Dach des Monte Palace.
Vor kurzem wurde bekannt, dass das Hotel Monte Palace von einem asiatischen Investor aufgekauft wurde und wohl 2021 neu eröffnet werden soll. Es bleibt also spannend, was aus dem Hotel noch so werden wird.
Tipp: Wenn du Das Monte Palace besuchen möchtest, denk bitte daran, dass es sich hierbei um ein altes, teilweise verfallenes Gebäude handelt. Die Verletzungsgefahr ist dementsprechend hoch, da Teile von der Decke fallen könnten und Aufzugschächte oder andere Hohlräume nicht entsprechend abgesichert sind! Beim Besuchen von sogenannten „Lost Places“ ist es immer wichtig auf geeignetes Schuhwerk zu achten, genau zu schauen, wo man hintritt und eine Taschenlampe mitzuhaben. Bitte beschädige nichts, entferne nichts und verlasse das Gebäude, wie Du es vorgefunden hast.
Miradouro da Boca do Inferno
In der Nähe des Vista do Rei befindet sich ein weiterer toller Aussichtspunkt und Ausgangspunkt diverser Wanderrouten: der Miradouro da Boca do Inferno. Hier hat man einen wunderbaren Ausblick auf die umliegende vulkanische Landschaft!
Tipp: Auf Sao Miguel findet man viele sehr gut gekennzeichnete und ausgebaute Aussichtspunkte! Wenn man die Insel mit dem Auto bereist und sich einen Tag lang einfach mal treiben lässt, kann man an den Aussichtsplätzen stehen bleiben und tolle Fotos schießen, picknicken oder einfach nur die wunderbare Natur genießen. Achte hierbei einfach auf Schilder mit der Aufschrift „Miradouro“! Im Bild seht ihr den Miradouro da Ponta do Sossego.
Lagoa do Fogo – der »Feuersee«
Ein kleiner Geheimtipp ist der Lagoa do Fogo. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Kratersee. Die meisten Besucher fahren mit dem Auto dorthin, halten am Aussichtspunkt, machen eine Pause um Fotos zu machen und fahren wieder weiter. Nur wenige nehmen den Weg auf sich und wandern den steilen Pfad abwärts zum Uferrand des Sees.
Zum Wasser kann man nur zu Fuß und unten angelangt fühlt man sich wie in einer anderen Welt! Mich erinnerte die Landschaft hier ein wenig an Jurassic World. Du siehst also, obwohl mittlerweile auch die Azoren kein unentdecktes Reiseziel mehr sind und der Tourismus langsam Stück für Stück auch hier Einzug findet, gibt es sie noch, die unberührte Natur!
Die Azoren sind ein wunderbares Reiseziel für alle, die die Natur lieben und Ruhe finden wollen. Außerdem habe ich nirgends so nette, hilfsbereite Menschen kennengelernt wie auf der Insel São Miguel.
Ich habe mich in die atemberaubenden Landschaften verliebt und weiß, die Azoren sehen mich bestimmt bald wieder! Immerhin warten noch acht weitere Inseln darauf, von mir erkundet zu werden.
Ich wünsche Dir viel Spaß auf Deiner nächsten Reise!
Auf Reisen entdecke ich besonders gerne die Natur in fremden Ländern oder meiner Heimat Österreich. Tier- und Umweltschutz ist mir dabei immer sehr wichtig. Wenn ich nicht gerade meine Wanderausrüstung trage, findet man mich beim Kuscheln mit meinen beiden Katzen.
Ein Kommentar
Frage:
Huhu, hast Du das alles individuell gebucht oder über einen Anbieter? Kannst Du was empfehlen? Danke, Steffi