Kein Reiseführer lässt es unerwähnt, kein Reiseblog, in dem nicht davon geschwärmt wird: Für viele ist eine Zugfahrt im Hochland das absolute Highlight ihres Urlaubs auf der wunderschönen Insel im Indischen Ozean. Gleichzeitig lässt eine Zugfahrt in Sri Lanka Backpacker und Pauschaltouristen gleichermaßen verzweifeln, weil viele Fragen offen sind: Wann fahren die Züge, wo gibt es Tickets, was kosten diese?
Ich habe für einige Monate in Sri Lanka gelebt und liebe das Zugfahren dort. Hier erzähle ich von meinen Erfahrungen und gebe Tipps – denn kennt man das System, ist es easy.
Zugklassen
Die blauen Express-Züge ins Hochland sowie zurück nach Kandy beziehungsweise nach Colombo Fort sind in der Regel so aufgebaut: Es gibt einen Waggon 1. Klasse mit reservierten Plätzen, zwei Waggons in Klasse 2 mit reservierten Plätzen, dann kommen ein paar Waggons 2. Klasse ohne Reservierung, gefolgt von der 3. Klasse ohne Reservierung, dann ein bis zwei Waggons der Klasse 3 mit Reservierung und ggf. ein Wagen mit großen Fenstern mit reservierten Plätzen (Observation Seat). In der Saison gibt es außerdem am Wochenende morgens einen Sonderzug von Kandy für Touristen, der nur mit Abteilen der 1. Klasse fährt.
Tickets für die Zugfahrten
Es gibt zwei Arten von Tickets: reservierte und unreservierte. Die reservierten Tickets gibt es auf der Hochlandstrecke bei den Expresszügen für die 1., 2. und 3. Klasse. Die unreservierten für die 2. und 3. Klasse. Bei reservierten Tickets sind die Preise auf der Hochlandstrecke Colombo – Badulla Pauschalpreise. Die 1. Klasse kostet, egal ob du zwei Stationen oder die gesamte Hochlandstrecke unterwegs bist, 1.200 Rupien (6,15 Euro – Stand Oktober 2018), die 2. Klasse 600 Rupien (3,10 Euro) und die 3. Klasse 400 Rupien (2,05 Euro). Die unreservierten Tickets werden nach Entfernung bezahlt. So kostet beispielsweise die Fahrt von Hatton nach Ella in der 2. Klasse 160 Rupien (85 Cent) und in der 3. Klasse 90 Rupien (47 Cent).
Die Tickets für die Hochlandstrecke gibt es leider nicht online zu kaufen. Reservierte Tickets gibt es 30 Tage vor Abfahrt des Zuges am jeweiligen Bahnhof beziehungsweise an größeren Bahnhöfen wie Kandy oder Colombo Fort. Du kannst versuchen, über dein Hotel, dein Gästehaus oder deinen Homestay Tickets besorgen zu lassen. Auch Guides bieten diesen Service oft an. Unreservierte Tickets kannst du 30 Minuten vor Abfahrt an deinem Startbahnhof kaufen.
Beachte beim Einsteigen in den Zug, dass es getrennte Waggons für reserviert und unreserviert gibt. Anders als in Deutschland gibt es reservierte Plätze nur in den Waggons, die mit „reserved“ beschriftet sind. Der Durchgang von den 2. Klasse-Abteilen mit unreservierten Plätzen zu den Abteilen mit reservierten Plätzen ist meist blockiert, du musst also direkt in den richtigen Wagen einsteigen (oder im nächsten Bahnhof den Wagen wechseln). Du bist dir nicht sicher, welcher das ist? Frage einfach das Bahnhofspersonal. Meiner Erfahrung nach sind alle superfreundlich und helfen gerne.
Die Fahrpläne
Auf der Internetseite Search Train von Sri Lankan Railways kannst du dir die Zugverbindungen anzeigen lassen. Einfach Start und Ziel sowie Tag und Uhrzeit auswählen und du bekommst angezeigt, welche Züge fahren. Außerdem können dir die Bahnhöfe Auskunft über die Abfahrtzeiten geben. Die Zugverbindungen kannst du auch per App „Sri Lanka Train Schedule“ abrufen. Beachte, dass es immer mal wieder zu Abweichungen kommt, Verspätungen nicht selten sind und es Ausfälle geben kann – wer sich darüber ärgert: kurz an die Deutsche Bahn denken…
Einsteigen, zurücklehnen und genießen
Die Fahrt ins Hochland oder zurück aus dem Hochland ist beeindruckend und macht Spaß. Dein Bummelzug kommt durch Teefelder, dir winken Schulkinder und Teepflücker zu. In jedem Bahnhof bieten Händler frittierte Leckereien durchs Fenster an und im Zug werden scharfe Nüsse, Chai und Kaffee verkauft. Und keine Sorge: Es gibt Toiletten – Western-Style und typisch asiatische.
Für mich waren die Fahrten auf der Hochlandstrecke in Sri Lanka die schönsten. Ich habe sie sogar als ein wenig meditativ empfunden – zumindest, wenn man einen Sitzplatz hat. Nach einer Nacht, die ich mit dem Aufstieg auf den Adam’s Peak verbracht hatte, war ich auch nicht so scharf darauf, mehrere Stunden wie in einer Sardinenbüchse zu stehen – war wohl Teil des Pilgerns.
Gut zu wissen
Die Züge und die Busse in Sri Lanka sind günstig – sie verbinden Land und Leute. Während sich viele Reisende einen privaten Fahrer leisten, können das die meisten Locals nicht. Sie sind darauf angewiesen, mit Zügen und Bussen zur Arbeit zu kommen oder Familie und Freunde zu besuchen. Seit Ende des Bürgerkriegs 2009 boomt der Tourismus in Sri Lanka. Die Züge sind voll, vor allem vor, während und nach Feiertagen. Die Locals überlassen ihren Sitz älteren Menschen und Schwangeren – und freuen sich, wenn du das auch machst. Sowohl in den Zügen als auch in den Bussen gibt es Plätze für Mönche, die du so oder so frei machen musst, wenn ein Mönch zusteigt.
Tipp: Von Ella starten
Die meisten Reisenden starten von Kandy aus ins Hochland und steigen meist in Hatton (Haltestelle für Adam’s Peak), Nanu Oya (Haltestelle für Nuwara Eliya) und Ella (Ella Rock, Nine Arches Bridge) aus. Die Züge sind in der Hauptsaison so voll, dass ans Sitzen meist nicht zu denken ist. Teilweise sind sie so überfüllt, dass die Polizei in Kandy keine Leute mehr einsteigen lässt. Plane daher die Route, wenn möglich, andersherum und nimm den Zug von Ella zurück nach Kandy oder Colombo Fort. Auf dieser Route hast du deutlich bessere Chancen, an Sitzplatzreservierungen zu kommen.
Tipp: Vor Kandy einsteigen
Der Zug ins Hochland fährt von Colombo Fort über Kandy, Hatton, Nanu Oya, Ella nach Badulla. Nur wenige Reisende fahren die komplette Strecke von Colombo nach Ella, die etwa neuneinhalb bis zehn Stunden dauert. Viele Touristen steigen in Kandy ein. Du hast kein reserviertes Ticket und hättest gerne einen Sitzplatz? Dann steige ein oder zwei Stationen vor Kandy ein. Solltest du nicht direkt einen Sitzplatz bekommen, ist die Chance groß, dass in Kandy so viele Menschen aussteigen, dass du einen Platz erhältst und nicht über acht Stunden von Kandy nach Ella stehen musst.
Tipp: Auf den Bus ausweichen
Klar, ein privater Fahrer ist bequem und zeitsparend – auf jeden Fall zeitsparender als mit dem Zug unterwegs zu sein. Allerdings kostet ein Fahrer erheblich mehr. Nicht alle Reisende wollen und können für ihren Trip private Fahrer bezahlen. Eine gute Alternative zum Zug sind Busse. Es gibt staatliche und private Busse, die dich wirklich überall hinbringen. In größeren Städten wie Kandy gibt es große zentrale Busbahnhöfe, in kleineren Orten wie Haputale gibt es kleinere Busstationen oder Busstopps an der Straße. Keine Ahnung, welchen Bus du nehmen musst? Frage einfach vor Ort nach.
Du hast das Glück und kannst vor der Fahrt frei auswählen, welches Ticket du reservieren möchtest? Ich empfehle dir die 2. Klasse. Sie ist etwas komfortabler als die 3., da du hier – statt auf Banken zu sitzen – gepolsterte Sitze hast. Die 1. Klasse mag ich nicht so gerne: Die Türen lassen sich nicht öffnen, dabei macht es Spaß dort zu sitzen, um die Aussicht während der Fahrt noch intensiver zu genießen (auch wenn das nicht jeder Schaffner toll findet).
Außerdem ist die 1. Klasse klimatisiert und mir persönlich viel zu kalt. Durch die Klimaanlage lassen sich die Fenster nicht öffnen. Ein Oberservation Seat braucht es meiner Meinung nach nicht, da man auch ohne größere Fenster eine super Aussicht hat. Außerdem hängt der Wagen mit den Observation Seats am Ende des Zuges und hat rundherum Fenster. Somit fährt man gegen die Fahrtrichtung, was nicht jeder mag und ertragen kann.
Ob mit Reservierung oder ohne: Genieß‘ die Fahrt mit ihrer wunderbaren Aussicht, die leckeren Snacks, den heißen Chai und die Gespräche mit Menschen aus aller Welt. Teilen kommt übrigens super an bei den Singhalesen – also einfach mal großzügig Coconut Cookies und Dhal Vadai (frittierte Linsenbällchen) einpacken. Auch wenn man viele Stunden im Zug sitzt oder steht, bin ich sicher, dass du diese Zugfahrt durch Sri Lankas Hochland nie vergessen wirst.
Seit ich 2009 zum ersten Mal in Indien war, habe ich einen Teil meines Herzens in Asien gelassen. Vor allem Sri Lanka und Indien faszinieren mich und ich liebe das Reisen. Und zu schreiben. Ob als freie Autorin oder Pressesprecherin: Sprache ist meine Leidenschaft. Mein großer Traum ist, beides beruflich zu verbinden. Instagram: @die.entdeckerin
Ein Kommentar
Wow, was für tolle Bilder! Vielen Dank für die tollen Infos, ich träume schon sehr lange von Sri Lanka und möchte bald einmal dorthin.